Der Müllner Peter lebte in einer Zeit des Umbruchs, geistesgeschichtlich im Geist der Aufklärung, als Resultat der französischen Revolution, als auch im geschichtlichen Sinn durch die Säkularisation. Bayern war Königreich unter Max I. Josef geworden, ein selbständiges Territorium mit einer gut ausgebildeten Beamtenschaft und einem erstarkendem Bürgertum. Die Reformgedanken des Ministers Montgelas bündelten die Ministerien in München.
Die Landgemeinden wurden auf unterster Ebene der staatlichen Organisation eingegliedert. An der Spitze der Gemeinde stand nun ein Bürgermeister als Vermittler zwischen der Gemeinde und den übergeordneten staatlichen Stellen. Von 1817 bis 1821 hatte der Müllner Peter das Amt des Gemeindevorstehers in Sachrang inne. Er engagierte sich für Angelegenheiten der Gemeinde, wie den  Bau eines Schulhauses und genoss das Vertrauen der Bevölkerung.

Hofmarksgericht um 1785 (Bayer. Staatsbibliothek, München)

Die Zeichnung „Vor dem Hofmarksrichter“ wird Jacob Mettenleiter zugeschrieben. Trotz Einschränkungen der Privilegien des Adels, verstanden es die Grafen von Preysing, die auf der Burg Hohenaschau residierten, für ihr Territorium einen Sonderstatus einzurichten. Somit lagen Steuereinziehungen und Rechtssprechung mit hoher (bis 1808) und niedriger Gerichtsbarkeit weiterhin in ihren Händen.

Pflegerhaus (Michael Wenig (1645-1718) Heimat- u. Geschichtsverein, Aschau)

Bild des Pflegerhauses, Renteigebäudes mit Rastkapelle, Hohenaschau 1721. Für geringe (niedere) Delikte diente bei Gerichtssitzungen das Pflegerhaus als Verhandlungsort. So, wie bei der Verurteilung des Großvaters unseres Müllner Peter (Tafel). Bei Bedarf konnte das Pflegerhaus auch als Gefängnis genützt werden. Sei es bei Haftstrafen oder zur Verwahrung eines Delinquenten vor dessen Überführung zu einem anderen Gerichtsort.

 

Briefe des Müllner Peter

Als Folge des „Friedens von Pressburg“ (26.12.1805) fielen Tirol, Brixen und Trient an Bayern. Es gab keine Grenze bei Sachrang mehr, dafür nahmen die Übergriffe der verbitterten Tiroler zu. Sie richteten sich gegen das französisch-bayerische Militär und die bayerische Verwaltung, trafen aber die Grenzbevölkerung. Gerade die Sachranger hatten sehr unter Raubzügen der Tiroler Schützen 1808/09 zu leiden, die auch dem Müllner Peter beträchtlichen Schaden (379 fl 18 kr) zufügten.Als ein treuer Anhänger der Regierung hatte er gute Beziehungen zum Pfleger von Hohenaschau, wie in Briefen zwischen beiden zum Ausdruck kommt. Immer wieder versuchte er zwischen Sachrang und dem angrenzenden Tirol zu vermitteln. So berichtet er von der Vertreibung plündernder Tiroler dem Pfleger von Hohenaschau und leitet Informationen des Vikars vom Walchsee (Anton Harlander) an diesen weiter.